Schloss Merten

Schloss Merten

Nonnen, Grafen, Feriengäste und jetzt Senioren

Der ganze Stolz der Mertener
Wenn beim Märchenfest phantasievoll kostümierte Prinzessinnen, Feen und Zwerge durch den Schlosspark toben oder bei Openair-Konzerten Musikinteressierte den unterschiedlichsten Interpreten zuhören, wissen wohl die wenigsten, dass Schloss Merten eine ziemlich wechselvolle Geschichte hat. Vom Kloster zum Schloss, vom Schloss zur Wohn- und Ferieneinrichtung für ostdeutsche und kinderreiche Familien und zuletzt zum exklusiven Senioren- und Pflegeheim.

Heute ist das Schloss ein Mittelpunkt im Dorfleben und der ganze Stolz der Mertener. Eine Stifter- oder Gründungsurkunde für das frühere Kloster gibt es nicht. Geschichtsexperten gehen davon aus, dass es um 1160 errichtet wurde und Gräfin Mathilde von Sayn die Stifterin gewesen ist. 1181 wird im Mirakelbuch von Siegburg eine Eila aus dem Dorf der heiligen Märtyrerin Agnes genannt. 1218 wurde das Kloster erstmals direkt erwähnt.

In dieser Urkunde wird bestätigt, dass innerhalb der Klostermauern kein von Laien bewohntes Haus stehen darf, und der damalige Besitzer von Burg Merten, Otto von Kappenstein und seine Gattin Kunigunde, gegen eine Entschädigung Gebäude an das Kloster übergeben soll.

Neben der großen Agneskirche mit Doppelturm sind heute noch der Süd- und Ostflügel aus dem Mittelalter erhalten. 1699 brannte das Augustinerinnen-Kloster aus. Das ist der Grund für die barocke Einrichtung der eigentlich romanischen Kirche.

Die Äbtissin Anna Wilhelmina von Krafft sorgte 1762 dafür, dass das Torhaus erneuert wurde. Erst 1791 wurde der Südflügel neu errichtet, der Westflügel verfiel. Am 17. November 1803 wurde das Kloster aufgelöst, nach der Säkularisation durch den Landesherren Max Josef von Bayern, der zugleich Großherzog von Berg war. Neben der Äbtissin lebten dort damals nur noch fünf Nonnen.

Die Äbtissinnen des Klosters:

1217: Claricia
1280: Jutta
1342: Benedikta von Roysdorp
1286: Bela
1372: Goidland,
1385: Berta Suren
1389: Goidelant
1436: Nysen von Oendespil, dann Regina von Selbach
1472 – 1498: Lysa von Widderbach
1498: Anna von der Lippe, die die Reform der Windesheimer unterstützen sollte.
1500–1506: Jutta von Plettenberg.
Als sie Regie führte wurde die Reformkongregration vollzogen. Merten wurde dabei dem Kloster Mülheim (Thal-Ehrenbreitstein) unterstellt.
1515 – 1563: Margarethe von Lützgerode
1567 – 1573: Swana von Selbach
1573 – 1584: Katharina von Selbach
1585 – 1623: Margarethe von der Hoven genannt Pampus
1623 – 5: Anna von der Hoven genannt Pampus
1635 – 1638 Gudula Scheiffart von Merode
1638 – 1646: Agnes Scheidt von Weschpfennig
1646 – 1677: Maria Elisabeth von Graff
1677 – 1712: Anna Margaretha von der Hoven genannt Pampus
1712 – 1755: Anna Sybilla Vinzentia von Schoenebeck
1755 – 1784: Anna Wilhelmina von Krafft
1784 – 1790: Henriette von Gartzen
1790 – 1802: Maria Anna Barbara von Schönigh
1802: als letzte Eleonora Michels

1909 kaufte Graf Felix Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein Klosterbesitz und Burg Merten. Er war es, der 1930 die neobarocke Orangerie bauen ließ. Das nun Schloss genannte Kloster wurde zum Sommersitz und zwischen den Weltkriegen Hauptwohnsitz der gräflichen Familie. Im Zweiten Weltkrieg, exakt am 28. März 1945, brannte das Schloss, in dem unter anderem ein Teil der erzbischöflichen Bibliothek und das Eigentum des Grafen Trips eingelagert worden waren, nach Artilleriebeschuss völlig aus.

Am 1. Juli 1955 übernahm die Katholische junge Mannschaft, Arbeitsstelle Köln das Anwesen. Ziel war es, nach und nach ostdeutschen Familien ersten Wohnraum und kinderreichen Familien eine Ferienunterkunft zu bieten. Von 1956 bis 1957 wurden die maroden Räume des Herrenhauses gesichert und mit Hilfe von Landesmitteln mit einem Notdach abgedeckt. 1958 bis 1972 baute die „junge Mannschaft“, die sich seit 1962 „Kuratorium von Schloss Merten an der Sieg“ nannte, Orangerie, Torhaus sowie die Nord- und Südremisen aus. Kräftige Finanzspritzen kamen wiederum vom Land, aber auch vom Denkmalschutz. Bis 1991 diente das Schloss als Familien-, Erholungs- und Tagesstätte.

Dann wurde es an die Familie de Schrevel veräußert, die heute dort ein Alten- und Pflegeheim betreibt. 125 Senioren leben in acht Gruppen zusammen, davon eine für demenzkranke Personen.
In der Orangerie befindet sich ein kleines Café. Ausflügler und Wanderer werden dienstags bis freitags von 15 bis 17 Uhr und an den Wochenenden von 11 bis 17 Uhr mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Das Schloss-Gelände ist zwar von einer Mauer umgeben, aber für Besucher frei zugänglich und auf jeden Fall einen Ausflug wert. Sehenswert sind der Innenhof mit Teichanlage und Rosengarten, die Orangerie, das Herrenhaus sowie die wiederhergestellte und teilweise neu angelegte 18.000 Quadratmeter große Parkanlage.

Text/Bilder: Anke Eifel;  Quelle: „Merten-Sieg“ von Pater Gabriel Busch

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